Deutscher Meister 2018

Championship reloaded

Die schwere Bürde des Favoriten abgestreift: WNBL-erfahrene Jahn-U16-Mädels schnappen sich den nächsten Meistertitel - 59:44 im Endspiel gegen Citybaskets Recklinghausen - vorher 76:40 gegen TuSLi Berlin

Fotos Frank Burger (c)

Hier der Bericht von Georg Kolb

U16 w wird souverän Deutscher Meister 2018

Nach 65 Jahren der zweite Meistertitel für TS Jahn innerhalb von vier Wochen

München, 27. Mai 2018 - Wenn die Nationalhymne erklingt, passiert immer etwas von Bedeutung für das ganze Land. Dieses Bewusstsein ist es wohl, das die Haare auf der Haut so stramm stehen lässt wie die Ehrengarde bei einem Staatsbesuch. Als sich die Gegnerinnen im Finale um die Deutsche Meisterschaft der U16 aufstellten, war das nicht anders. Was für ein aufregender Moment! Auf den Bänken der bangenden Eltern vielleicht noch mehr als auf dem Feld. Schließlich konnten die Jahn-Mädchen nach einer hervorragenden Saison mit einigem Selbstbewusstsein auflaufen. Sie waren durch die Meisterschaften in Bayern, Südostdeutschland und Süddeutschland gewirbelt wie ein Sturm. Siege mit hohem zweistelligem Punkteabstand waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Gut die Hälfte des Teams spielte zugleich in der WNBL und hatte sich vor vier Wochen dort den Meistertitel geholt. Nach 65 Jahren eine Sensation für den Verein!

Trainerin Petra Fackler warnte allerdings schon im Vorfeld, dass die Zeit der Spaziergänge nun vorüber sei. Zudem war für die Deutsche Meisterschaft das Knock-out-System vorgesehen. Beim ersten Spiel handelte es sich also bereits um das Halbfinale, und der Gegner war kein geringerer als TuS Lichterfelde, der Titelverteidiger aus Berlin. Das Spiel begann mit hoher Geschwindigkeit, aber unsere Mädchen schienen gespannt wie Bögen. Sie verteidigten so eng und bissig und bewegten sich dabei so gut, dass sich bei den Gegnerinnen ein Ballverlust an den anderen reihte. Dass es schon zur Halbzeit einen Vorsprung von 30 Zählern gab, lag vor allem daran, dass die Gegnerinnen so wirkungsvoll an eigenen Punkten gehindert wurden. Ein beeindruckender Auftakt mit einem Endstand von 76:40.

Im zweiten Halbfinale spielte Bamberg gegen Recklinghausen. Den Bambergern war unsere Mannschaft in der vergangenen Saison schon viele Male begegnet und sie waren nie eine ernste Gefahr gewesen. Aber was war von Recklinghausen zu erwarten? Diese Mannschaft war mit 23:0 Siegen ungeschlagen durch den Westen und Norden gepflügt und hatte in der Norddeutschen Meisterschaft am Ende auch TuSLi bezwungen. Allerdings war von dieser Stärke im Spiel gegen Bamberg weniger zu sehen, als man hätte erwarten können. Beide Teams leisteten sich in dieser korbarmen Partie viele Fehlschüsse. Die deutlich höher gewachsenen Recklinghauserinnen nutzten ihre Möglichkeiten für Center-Play nur unvollkommen, auch wenn sie am Ende mit 49:30 dann doch verdient gewannen.

Durfte man deshalb mit einem leichten Finale rechnen? Das erste Viertel ließ zunächst einen anderen Verlauf vermuten. Recklinghausen stand unter Strom und einige Ungenauigkeiten bei Pässen und Ballhandling im Team Jahn ließen das Selbstbewusstsein der Gäste nur wachsen. Zwischendurch gingen sie sogar vier oder fünf Punkte in Führung, bevor ein Dreier zum richtigen Zeitpunkt und eine beherzte Einzelaktion der Münchner die Stimmung wieder etwas drehten. Der Pausenstand von 19:16 für Jahn gab jedenfalls noch keinen Grund zur Beruhigung. Erst im zweiten Viertel kamen die großen Qualitäten dieser Mannschaft immer mehr zum Tragen: enge Verteidigung und Raumabdeckung, schnelles, kluges Passspiel und starke Individualleistungen mündeten in einen 33:22-Vorsprung zur Halbzeit. Die Recklinghauserinnen gaben danach zwar zu keinem Zeitpunkt auf und forderten die ganze Wachsamkeit der Gastgeberinnen bis zum Schluss, aber am Ende war das Ergebnis von 59:44 ein gerechtes Zeugnis für die Überlegenheit des Teams Jahn.

Es folgten die Rituale der Freude, von denen man an einem solchen Tag nie genug bekommen kann: vom Bad der Trainer über die Trophäe des Netzes bis zum Siegertänzchen. Bundestrainer Stefan Mienack überreichte Medaillen und Urkunden. Sie werden ab heute wohl über Jahrzehnte in Vitrinen glänzen.

Wir verneigen uns vor der Leistung der Mädchen und der Trainer, die sie geprägt haben: Petra Fackler und Rüdiger Wichote. Diese Leistung, meine Damen und Herren, das dürfen und müssen wir heute sehr deutlich sagen, gibt es nämlich nur einmal in Deutschland!

Wir verneigen uns auch vor denen, die keine Medaille bekommen haben, aber alle eine verdient hätten: die Punkteschreiber und Zeitmesser, die Semmelschmierer und Kuchenbäcker, die Bänkeschieber und Tribünenbauer, die Fahrer und Wäschewascher, die Tröster und Mutmacher, die Klatscher und Freudeschreier, die Ungenannten und Unbekannten. Sie alle wurden heute Deutsche Meister der Unterstützung!

Und wir verneigen uns vor den Gegnern. Denn ohne sie wäre das alles überhaupt nichts wert.

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