Ins siebte Jahr

Eine kleine Geschichte der JBBL

Seit 2014 gibt es Bundesliga-Basketball für die Jungs bei der Turnerschaft Jahn München. Über 100 Spieler hatten bereits das JBBL-Trikot an und das ist wörtlich zu nehmen, denn es sind heute noch dieselben Trikots wie im ersten Jahr, wenngleich die Lieferung zum damaligen Fotoshooting noch nicht angekommen war.

Unsere ältesten Ex-JBBL-Spieler sind mittlerweile 21 Jahre alt und studieren in der Regel Maschinenbau. Manche von ihnen sind sogar schon erwachsen. Während sich einige weiterhin oder jetzt erst recht auf Basketball konzentrieren, damit viel Geld verdienen möchten um das dann unserem Förderverein zu spenden, haben andere die Episode Basketball in ihrem Leben schon hinter sich. Die Glücklichen!

JBBL-Basketball bedeutet für viele Spieler und Eltern eine erste oder zumindest eine intensivierte Berührung mit Leistungsbasketball und damit auch dem dazugehörigen Lifestyle: Nicht jeder 15-Jährige ist den sportlichen und außersportlichen Anforderungen gewachsen und nicht jeder ist bereit, die entsprechenden Opfer zu bringen. Manche haben das bereits in der U14 geahnt und sind das Wagnis JBBL gar nicht erst eingegangen, wohingegen andere erkannt haben, dass sie zwar gerne Basketball spielen, aber eben nicht sieben Tage in der Woche. Und wiederum andere haben erst richtig Blut geleckt – für sie geht es nach der JBBL in der NBBL oder in höherklassigen Herrenteams weiter.

Frühsommer 2014: Nur eine Woche nach einer bitteren Niederlage bei der U14-Süddeutschen verliert Jahn München in einer nervtötenden Qualifikation das letzte von drei Spielen mit 87:94 gegen Karlsruhe und darf dennoch jubeln. Denn aufgrund der positiven Bilanz im Dreiervergleich ist den Zwuckels der zweite Platz und damit das Startrecht in der JBBL nicht mehr zu nehmen. Angeführt von einem aufgeregten Alvaro Gonzalez und Jahn-Neuling Michael Obländer stemmt sich die junge Truppe bei über 30 Grad Innentemperatur und ohne trommelnde Fans (die Gastgeber haben unsere Trommelschläge versteckt) gegen alle Widerstände. Dabei muss man ohne den bisherigen Topscorer und heutigen Bundesliga-Spieler Bruno Vrcic auskommen. Der damals 13-Jährige verließ die Turnerschaft kurz vorher aus einem nachvollziehbaren Grund: Es gab dort eben keine Jugendbundesliga.

In der Auftaktsaison 2014/2015 zahlt man gegen die „Großen“ viel Lehrgeld und kassiert beim FC Bayern mit 43:108 die höchste Niederlage in Jahn’s JBBL-Geschichte. Doch gegen die kleineren Gegner weiß die Mannschaft von Headcoach Timo Heinrichs schon zu überzeugen und erreicht dank eines 77:76-Sieges gegen Augsburg sogar die Hauptrunde. Diese beendet man mit viel Erfahrung, einer durchschnittlichen Korbdifferenz von über 40 Punkten pro Spiel und ohne Sieg auf dem letzten Platz und darf bereits Mitte März in die verdiente Sommerpause. Der Spielmodus sah damals nur 16 statt wie heute 32 Teams für die Playoffs vor.

Sommer 2015: Kapitän Raphael Ruban, unangefochtener Chef des 2000er Jahrgangs, verabschiedet sich nach Amerika und hinterlässt ein Loch, welches das Team in dieser Saison nur schwer füllen wird. Die Erwartungen sind dennoch hoch, da ein Großteil des Teams aus dem Vorjahr noch ein zweites Jahr in der JBBL spielen darf.

In der starken Vorrundengruppe Südost kann Jahn München nun gegen die Top-Teams FC Bayern, Ulm und Urspring zwar mitspielen, verliert jedoch etliche knappe Spiele und muss zum bis heute einzigen Mal in der Relegationsrunde antreten. Die Spiele gehen diesmal bis in den Mai, doch da bereits früh feststeht, dass Jahn München mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird, wird es ein zähes Jahr und die anfängliche JBBL-Euphorie ist längt verflogen. Die Quali-Helden danken ab, es wird Zeit für eine neue JBBL-Generation.

Für die 2000er gibt es erst zwei Jahre später wieder Bundesliga-Basketball im Jahn: Im Juni 2018 gelingt im dritten Anlauf die Qualifikation für die NBBL. Die Ex-JBBL‘er Raphael Ruban und Lennart Hornung leisten dabei noch einmal große Unterstützung und verabschieden sich dann in die weite (Basketball-)Welt. Getragen wird der Jahrgang nun von Spielern wie Jakob Stolte und Pirmin Gaißer, die dem Jahn seither tapfer in den U18-Ligen die Stange gehalten haben. Julius Düh, Topscorer der JBBL 2015/2016, spielt zu diesem Zeitpunkt längst bei FC Bayern in der NBBL und ProB. Herren-Bezirksklasse im Jahn ist für aufstrebende Talente eben doch nicht ganz so attraktiv.

Sommer 2016: Der bisherige Co-Trainer Niko Heinrichs übernimmt nach fünf Jahren als Headcoach der U14 das Zepter in der JBBL, Fatih Altunbulak wird sein Assistent und erstmals arbeitet man mit Athletiktrainerin Jezabel Ohanian zusammen.

In der JBBL gehört man nun schon fast zu den Etablierten in der Szene und kann das Team aus dem eigenen Nachwuchs füttern: Seit 2013 nahm Jahn München stets bei den Bayerischen Meisterschaften in der U12 und U14 teil und das JBBL-Team wird nun mit den Edelfans der Vorjahre besetzt. Vincent Kelnberger und Ben Rüssmann schlüpfen in größere Rollen und mit ihrer Hilfe erreicht erstmals ein Jahn-Team in der EYBL die Playoffs.

In Deutschland erinnern der dritte Platz in der Vorrunde und der letzte Platz in der Hauptrunde an die Auftaktsaison 2014/2015 und doch hat sich einiges verändert: So kann man gegen FC Bayern erstmals ein JBBL-Spiel gewinnen und die Korbdifferenz von -91 nach zehn Spielen ist doch um einiges besser als der Wert von -404 aus dem ersten JBBL-Jahr.

Dennoch ist bereits im Februar die Stimmung getrübt, da die JBBL-Playoffs nicht mehr erreichbar sind, und der Fokus richtet sich zum Saisonende bei vielen Spielern weg vom Sport und hin zu den schöngeistigen Erfahrungen des Erwachsenwerdens. Zu alledem ist Energizer Philip Bode von Kniebeschwerden geplagt und findet erst ein Jahr später wieder zu alter Form.

Im Sommer 2017 wird das Spielsystem in der JBBL insofern geändert, als nun 32 Teams für die Playoffs spielberechtigt sind. Auch ohne diese Änderung wären die Playoffs wohl das Saisonziel, denn der 2002er Jahrgang ist in der U14 bis ins Top8 vorgedrungen und es sind seitdem keine Abgänge zu verzeichnen. Neu im Boot ist Co-Trainer Toni Sperber.

Der Landshuter Jonas Bürkle macht sich, wie schon in der U14, nun wieder dreimal wöchentlich auf dem Weg nach München und verkörpert mit seinem Trainingseinsatz jede Woche aufs Neue das, was man Begeisterung nennen könnte.

Unter Kapitän Federico Semino werden alle pubertären Nebensportlichkeiten im Keim erstickt und das engagierte Team tut vor allem eins: verteidigen (außer Sternchen). Mit nur 280 Gegenpunkten in sechs Spielen gewinnt man erstmals die Vorrunde und muss in der Hauptrunde nur Ratiopharm Ulm den Vortritt lassen. Der tiefe Kader erlaubt eine 12-Mann-Rotation, dank der am Ende die nötige Luft da ist, um Spiele zu drehen oder die knappen Dinger zu holen. Einzig Scharfschütze Robert Becker kommt im Durchschnitt auf über 25 Minuten Spielzeit.

In die Playoffs wartet nach „Sweeps“ gegen Bamberg und Gießen die Porsche Akademie Ludwigsburg mit den Talenten Ariel Hukporti und Jacob Patrick, die zwei Jahre später beim Final-Turnier der easycredit BBL auf dem Platz stehen werden. Erst im dritten Spiel unterliegt Jahn München und verpasst das Top4 um Haaresbreite. Es bleibt bis heute Jahn‘s bisher erfolgreichste JBBL-Saison.

Im Sommer 2018 wechselt Alvaro Gonzalez in das Amt des Co-Trainers und damit steht (bzw. sitzt) erstmals ein ehemaliger JBBL-Spieler an der Seitenlinie. Doch den 18-Jährigen will anscheinend keiner so richtig sehen: Das Jahn-Publikum zieht es mittlerweile vorranging zur NBBL, die Zuschauerzahlen der JBBL brechen von durchschnittlich 150 in den ersten vier Jahren fortan etwa um die Hälfte ein.

Mit viel Spielwitz und wenig Defense bestreitet das Team die Vorrunde und erspielt sich als Dritter das begehrte Triple aus Hauptrunde, Klassenerhalt und Playoffteilnahme. Da sich die „2003er“ auch in der Hauptrunde defensiv schwer tun, reicht es ähnlich wie 2016/2017 nur für einen Sieg aus zehn Spielen, bei dem Max Pürschel mit 35 Punkten den bisherigen Jahn-JBBL-Rekord aufstellt. Trotz der Bilanz von 1:9 ist anders als zwei Jahre zuvor die Stimmung weiterhin positiv, da mit den Playoffs ein Highlight zum Saisonende bevorsteht.

Dort gewinnt Jahn München nach einer Auftaktniederlage gegen Düsseldorf überraschend die Spiele zwei und drei und erreicht die Runde der besten 16. Eray Özal schießt sein Team im Entscheidungsspiel per Dreier zum 60:57-Entstand, nachdem Jahn zuvor einen 9-Punkte-Rückstand im vierten Viertel wettgemacht hat. Und schon kann sich keiner mehr an die Niederlagenserie erinnern.

Gegen Achtelfinalgegner Ulm holt einen dann schnell die Realität ein und nach zwei Spielen ist Schluss. Dennoch geht eine Saison zu Ende, in der man gefühlt das Erreichbare erreicht hat. Und erstmals verlassen JBBL-Spieler bei Jahn eine Saison mit dem Wissen, dass es in Form der NBBL oder in den drei Herrenteams eine gangbare Alternative zum Abdriften ins das Münchener Nachtleben gibt.

Im Sommer 2019 muss der Trainerstab den Kader neu einrichten, die meisten Spieler des Vorjahres sind nun zu alt für die U16. Gut, dass aus der U14 ein frischgebackener Deutscher Vizemeister in die JBBL strömt. Ähnlich wie in Jahn’s Auftaktjahr 2014/2015 geht es mit einem jungen Team in die Saison und ähnlich wie im erfolgreichen Jahr 2017/2018 konzentriert sich das Team auf das Wesentliche: Teamplay und Verteidigung. Nach der Vorrunde ist man noch Dritter und muss gegen die Tornados Franken und FC Bayern deutliche Niederlagen einstecken, in der Hauptrunde dreht sich der Spieß dann und nur gegen Ulm reicht es nicht für einen Sieg. Angeführt von Allrounder Mateo Jukic und unter der strengen Obhut von Kapitän Quirin Koller landen die Zwuckels auf dem zweiten Platz.

Die Playoff-Aussichten sind rosig: Die favorisierten Teams aus Frankfurt und Ulm sind auf einem anderen Ast, das Team ist gesund und heiß und die Ganzjahresplanung wird angepasst: „Bitte berücksichtigt die Termine der weiteren Playoffrunden“. Doch nach einem Auftaktsieg gegen Leverkusen geht plötzlich alles ganz schnell und erstmals in sechs Jahren verlässt Jahn München die Saison nicht mit einer sportlichen Niederlage, sondern verabschiedet sich in eine ungewisse Corona-Zeit.

Sommer 2020 (ein Teamfoto gibt es noch nicht): Der Trainerstab für die kommende JBBL steht und er ist derselbe wie im Vorjahr: Co-Trainer Jakob Sperber hatte im Rahmen des Kirchheimer Faschings, der neben dem Minicamp wohl wichtigsten Recruiting-Veranstaltung für Jahn-Trainer, bereits im Februar für eine weitere Saison zugesagt.

Neun Spieler des Vorjahres behalten ihren Kaderplatz, aus dem 2006er-Jahrgang rutschen sieben Spieler nach. Aus dem 2005er-Jahrgang verlässt einzig Tin Udovicic die Mannschaft. Mit Alan De Vries, Kyle Varner und Jannis Grußendorf sind erstmals drei Spieler für Nationalmannschaftslehrgänge nominiert worden. Und mit Daniel Fackler und Nico Hirtl gibt es zwei Urgesteine, die all das hier Aufgezeichnete miterlebt haben: 2014/2015 spielten sie zusammen in Jahn’s U10.

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